1964 wurde durch eine Schülerarbeitsgemeinschaft aus Halle (Saale) unter Leitung von Dipl.-Lehrer Bodo Stratmann begonnen in den Sommerferien an der Müritz die Fledermausfauna zu erforschen.
Dafür wurden zuerst alle Baum- und Spechthöhlen im Revier Waren-Ecktannen ermittelt und diese dann auf Fledermausbesatz untersucht. Weiterhin erfolgten nächtliche Netzfänge mit speziell dafür entwickelten Netzen. Man kam in kurzer Zeit zu erstaunlich neuen Erkenntnissen zur Verbreitung und Häufigkeit der Arten, da sich bis dahin nur sehr wenige Forscher in Deutschland mit Wald bewohnenden Fledermäusen befassten. Die damals noch als sehr selten vorkommend betrachtete Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) wurde hier als häufigste Art festgestellt. Inzwischen weiß man, dass sich in M-V und Brandenburg die Hauptfortpflanzungsgebiete dieser Art in Deutschland befinden.
Stratmann war der Initiator zur Bildung eines Arbeitskreises für Fledermausschutz und –forschung in der DDR und der Fachzeitschrift „Nyctalus“, die später vom Tierpark Berlin durch Prof. H. Dathe als Neue Folge in verbesserter Qualität fortgeführt wurde.
Stratmann konnte die Arbeiten vor Ort nicht mehr durchführen. Diese wurden durch seinen ehemaligen Schüler, Betreiber der Pension und Forschungsstation „Zur Fledermaus“ in Waren(Müritz), Werner Oldenburg, Autor des Beitrages, weiter verfolgt. Die Untersuchungen wurden auf das gesamte Kreisgebiet ausgedehnt, insbesondere auf die Nossentiner Heide ab 1982. Unterstützung fand er durch zahlreiche Helfer, wie Dr. sc. Hans Hackethal †, vom Museum für Naturkunde in Berlin und Dr. E. Grimmberger, Autor zahlreicher Bücher über Säugetiere und speziell Fledermäuse.
Fledermauskästen
Mit künstlichen Fledermauskästen kann man einen gewissen Ersatz für fehlende Höhlenbäume schaffen. Der hohe Holzbedarf der Gesellschaft und die damit verbundene intensive Forstwirtschaft zwingen zu diesen Maßnahmen. In Ecktannen wurden 1968 die ersten 5 Fledermauskästen des Typs „Issel“ an Kiefern auf dem Zeltplatz Ecktannen aufgehangen. In den folgenden 3 Jahren wurden weitere 200 Kästen angebracht. Dabei wurden 4 neue Eigenentwicklungen von B. Stratmann benutzt. Nach wenigen Jahren konnte festgestellt werden, dass ein flacherer Kastentyp sich am besten eignet. Diesen sieht man in allen Waldrevieren des Kreises. Er wird inzwischen als Typ „FS 1“ im Original oder in Abwandlungen in ganz Europa verwendet.
Bisher konnten darin in Deutschland 15 Fledermausarten nachgewiesen werden mit einem Maximalbesatz von 111 Tieren!
Beringung
Um genauere Kenntnisse über das Leben der Fledermäuse zu erhalten, bedient man sich in Deutschland seit 1932 (Prof. Eisentraut) der individuellen Markierung der Tiere mit offenen Ringen am Unterarm. Diese Flügelklammern werden gleitend auf dem Unterarm angebracht, wobei je nach Größe der Art drei verschiedene Ringgrößen verwendet werden.
In diesen Ringen aus Aluminium sind eingeprägt:
Land*, Name der Beringungszentrale, ein Buchstaben als Kennung der Ringgröße und eine fortlaufende Nummerierung.
Durch die individuelle Markierung werden Kenntnisse über Bestandsentwicklung, Alter, Wanderungen usw. gewonnen.
* In Deutschland gibt es 2 Markierungszentralen für Fledermäuse. Durch die unterschiedliche historische Entwicklung hat man aus praktischen Gründen für die ostdeutschen Bundesländer das Landesamt für Umwelt und Geologie Sachsen in Dresden und für die westdeutschen Länder das Zoologische Institut in Bonn beibehalten.
Im Müritzgebiet wurden in den letzten 54 Jahren über 22.000 Fledermäuse markiert.
Dieses erfolgt nach gezielten wissenschaftlichen Vorgaben, die mit der Beringungszentrale und den Landesämtern für Umwelt, Naturschutz und Geologie abgestimmt sind und meist innerhalb von Arbeitsgruppen in den Landesfachausschüssen des NABU oder BUND erfolgen.